Professionell restaurieren, aber mit welchem Ziel?

von | Mrz 12, 2018 | Technik

Mit oder ohne Patina restaurieren. Die Fachpresse der Oldtimer und Youngtimer streitet trefflich über diese Frage. Welcher Restaurierungsweg soll für die entsprechenden Fahrzeuge gewählt werden. Lässt man ein Auto so, wie es nach 50 Jahren auf der Straße steht und kümmert sich „nur“ um die Relevanten tragenden, technischen und sicherheitsrelevanten Teile, oder macht man das große Faß auf und saniert durch.

Viele lassen ihre Fahrzeuge restaurieren und da ist es sicher nur eine Frage des Budgets. Aber grundsätzlich finde ich es schon wichtig, die Frage zu erlauben, ob die Patina des Fahrzeuges wichtig ist, oder der Zustand, der einem Neuwagen gleicht. Nach heutigen Fertigungs- bzw. Restaurierungsmöglichkeiten auch meist viel besser, als  jemals ein Fahrzeug ausgesehen hat, welches das Werk verlies.

Die Schwierigkeit wird klar, wenn man sich beispielsweise den legendären Ford Mustang von Steve McQueens Film „Bullit“ vor Augen führt. Dieses Fahrzeug stand für 3,4 Mio § unter dem Hammer und erzielte diesen Preis auch.

Nähme man mal an, diese Fahrzeug müsse aufgrund des Zustandes (z.B. Straßenbetrieb in Europa) tiefgreifend restauriert werden. Wie weit geht man? Was ist zulässig? Was will man?

Ist ein 356 B Cabrio besser, wenn er Werkszustand hat oder, wenn man die Kerben des Lebens sieht? Wie schon gesagt, die Fachwelt, Journalisten, Restauratoren und Besitzer streiten, debattieren und argumentieren.

Ich hatte für mein Jaguar Projekt eine klare Haltung entwickelt. An erster Stelle stand, so viel Patina wie möglich und so viel Neues wie nötig. An zweiter Stelle stand das Budget. Natürlich bleibt festzuhalten, ein etwas teureres Fahrzeug mit wenig Mängeln und wenig Rost, macht eben auch weniger Arbeit. Mein privater Porsche 914, den ich seit vielen Jahren selber aufbaue, kann nur als komplette Sanierung betrachtet werden. Patina gab es da nicht mehr zu erhalten.

Jürgen Koraus und ich waren uns einig, das gewählte Jaguar XJ6 Coupé hatte die Chance auf Patina. Es hatte Null Rost, nur einen kleinen Unfallschaden auf der rechten Seite, am Kotflügel und eine größere Lackfläche auf dem Heckkofferraum, die der kalifornischen Sonne zum Opfer gefallen war.

Leider reagierte der Lack trotz einiger positiver Test, dann doch nicht so wie geplant und wir mussten eine Volllackierung machen. Es gibt immer Entscheidungen in der Phase der Restaurierung, die leider etwas ungeplant und auch leider Budget zerstörend sind. Aber, am Ende zählt das Ergebnis.

Auch interessant:

Von Stromberg Vergasern auf SU HIF7

Von Stromberg Vergasern auf SU HIF7

Die Stromberg Vergaser des Jaguar XJ6 Coupés, machten mir immer häufiger Problem beim Kaltstart. In diesem Artikel möchte ich mich nicht als...

Die Liste der geleisteten Arbeiten ist lang und lässt sich anhand der Galeriebilder ganz gut nachverfolgen. Im Grunde ist das Fahrzeuge technisch komplett gemacht. Motor und Getriebe wurden aber nicht auseinandergenommen. Dazu bestand auch kein Anlass, denn alles lief gut und rund. Unter der Seite „Der Verkauf“ habe ich alle Arbeiten aufgeführt, welche von Jürgen Koraus und seinem Team durchgeführt wurden. 

War es nun eine gute oder eine schlechte Restaurierung? Ich finde, dass die Arbeiten für das Fahrzeug genau richtig angesetzt waren. Die Patina wurde super erhalten, der Charakter der Zeit ist eingefangen.

Es ist ein Jagauar XJ6 Coupé, welches gekauft wurde, um in den USA sein Leben zu fahren. Mit den US-Stoßfängern und der von irgendeinem US-Besitzer nachgerüsteten Parkschutzleisten. Gerne hätte ich den kleinen roten Zierstreifen erhalten, aber wie berichtet, der Lack wollte nicht so wie wir es wollten. 

Ich hatte mir die europäischen Stoßstangen hingelegt und überlegt, diese irgendwann einmal einzubauen. Im Grunde wäre das dann aber der erste Schritt dazu gewesen, die Originalität des Fahrzeuges zu verlassen und nicht mehr dem Heritage-Zertifikat zu entsprechen.

Ich finde, so wie es ist, war es eine gut Entscheidung. Das Coupé ist eine Schönheit so oder so.

Auch interessant: