Jaguar XJ6 Coupé nicht ohne Bayern Connection

von | Mai 19, 2018 | Reisen

Ohne Verbindungen hätte ich die Jaguar XJ6 Coupé „Daily-Driver-Experience“ nicht durchführen können. Daher bin ich ausgesprochen froh, dass ich Jürgen Koraus über einen guten Freund am Chiemsee kennengelernt hatte.

Wie schon in meinem Beitrag „Das Abenteuer beginnt“ berichtet, suchte Jürgen Koraus das Fahrzeug mit mir gemeinsam aus und restaurierte den Wagen durch. Lest dazu gerne den Bericht „Restaurieren, mit welchem Ziel„.

Nach 7 Monaten ungeduldigen Wartens, einer Vielzahl von Telefonaten, ungezählten WhatsApp-Nachrichten, war es endlich soweit. Der Jaguar stand startklar in der Werkstatt und war für die Abholung bereit. Ein Oldtimer als Dienstwagen war tatsächlich Wirklichkeit geworden.

Ich hatte mir fest vorgenommen, die Reise an den Chiemsee gemeinsam mit meinem Vater zu machen und sozusagen eine Abholung im „Werk“ durchzuführen. Das ganze Vorhaben angereichtert mit einem kleinen „Sightseesing-Programm“, versprach einen lustigen Trip. Meine Vater, weit in den 80ern, hatte zumindest große Lust neben dem Auto, auch eine kleine Bayern-Tour zu erleben.

Die Deutsche Bahn kutschierte uns, ausgestattet mit kleinem Gepäck und den Kennzeichen unter dem Arm, im IC nach München. Mir war gar nicht bewusst, dass es noch Wagons im Fahrbetrieb gibt, die quasi an das Alter des Jaguars herankommen.

Ein herrlicher Frühsommertag hatte sich angekündigt und ein kleines Bierchen im Restaurantwagon brachte uns in Reiselaune. Ich gestehe ich war ausgesprochen Aufgeregt und voller Zweifel und Sorgen, ob der möglichen Schwierigkeiten während meines Experimentes.

Vom Restaurator wusste ich von immer noch Startschwierigkeiten und unschönen Fehlzündungen. Im Alltagstest durch Jürgen Koraus, hatte sich der Wagen bewährt. Also nichts, was mich erst einmal davon abhalten konnte, den Wagen zu übernehmen.

Die Vorfreude war größer als die Vernunft. Aber ich hatte den Deal so verabschiedet und damit galt das Wort.

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Von der bajuwarischen Metropole aus, rumpelten wie weiter über die Regionalstrecke direkt nach Priem am See. Was eine herrliche Gegend. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite und lies bei uns Nordlichtern, ein bisschen die Ehrfurcht über die mit Schönheit gesegnete Landschaft aufkommen. Eine kleine Bootsfahrt auf die Fraueninsel, rundete den Reisetag ab. Die Vorfreude auf den folgenden Tag, machte sich mit wohliger Aufregung bemerkbar.

Der zweite Tag zeigte sich wieder in vollem Postkartenformat, welcher bei einem schönen Frühstück einen würdigen Anfang erhielt. Jetzt mussten wir nur noch den Weg über den See von Priem nach Seebruck bewältigen, um endlich Besitzer eines  Coupé zu werden.

Wenn es etwas gibt, worum ich die Chiemseebewohner wirklich beneide, so ist es der sensationelle Schiffsverkehr. Die Schiffe haben eine schöne, gediegene, Touristenausstattung und Farben, welche sich homogen in die Landschaftsoptik integrieren. Ob die Chiemsee-er das einfach so können oder wurde doch ein Farbdesigner angestellt. So oder so, es ist schön. Nun aber Leinen los.

Seebruck näher sich in einer unendlichen Langsamkeit, aber der Augenblick für die Begegnung mit dem Jaguar XJ6C naht.

Und da steht sie plötzlich, die restaurierte alte Dame der englischen Automobil-Epoche.

Die alte Tankstelle von Jürgen, ist geradezu wie aus dem kleinen Handbuch für Autoreporter geschnitten. Direkt nach der Brücke über die Aiz, liegt Carosseria Classica kurz vor einer harten Kurve, strategisch gut gelegen für einen Tankstop und ein kühles Getränk in vergangenen Zeiten.

Heute reihen sich unter dem Dach der Petrol-Station die schönsten Fahrzeuge unterschiedlichster Baujahre ein. Im offenen Werkstattstor steht nun mein neuer Dienstwagen, in Greensand mit Vinyldach und viel Chrome – geradezu bildschön.

Nach den üblichen Formalitäten im Büro des Chefs, geht es an das Anbringen der Nummernschilder, welche ich leider für den vorderen Bereich nicht als verkleinertes Blech genehmigt bekommen habe. Ärgerlich, aber nun muss ich halt mit dem Schneeschieber leben.

Dann schreite ich zur Tat und starte den schweren Langhuber. Und, was soll ich sagen, er springt nicht gleich an. Aber beim zweiten Durchgang ist er da. Bei der Abfahren nimmt die Maschine das Gas nicht richtig an und läuft rumpelig.

Laut Jürgen verhält sich der Wagen im kalten Zustand, scheinbar immer so, welches sich nach wenigen Minuten aber legen soll. So weit, so schlecht. Um die erste Kurve gebogen, gibt mein neues Gefährt überhaupt keine Leistung mehr ab.

Dann, plötzlich ist das Triebwerk da und läuft rund. Ein Vorbote bleibender Probleme hatte sich gezeigt, aber die Reise nach Hannover konnte beginnen.

Alles verlief einigermaßen ruhig und smoothie. Es rackelte sich langsam ein. Knöpfe hier und da probieren, einsitzen, Position suchen, was man halt so auf den ersten Kilometern, ach nee, Meilen treibt. Nach 274 Meilen (438km) und 5 Stunden, rief an einer kleinen Tankstelle in Utrichshausen der erste Tankstop.

Die Wasserlache unter dem Wagen schreckte mich kurz auf, fand aber in der Nutzung der Klimaanlage eine schnelle Antwort. Nach dem erneuten Startvorgang überraschte uns ein kontinuierliches Klappern aus dem Motorblock. Zwar leise, aber neu und da!

Nach weiteren 4 Stunden stand mein neues Spielzeug auf meinem neuen Tiefgaragenplatz. Es war eine schöne Fahrt und ich war zufrieden. Ich roch ordentlich nach altem Auto.

Einer Mischung aus Öl, Benzin, Abgasen, Leder und Mechanik, was bei meiner Familie ein gewisses Naserümpfend hervorrief. Ich finde den Geruch nach wie vor, inspirierend – nur das Klappern machte mir Sorge. Dazu aber mehr in einem folgenden Beitrag.

Carosseria Classica
Jürgen Koraus
Ludwig-Thoma-Straße 2 – 83358 Seebruck
Telefon: 08667-876 366

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